07. September 2020
So viele erschütternde Dinge sind dieses Jahr passiert, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich brauche Jahre, um mich zu erholen. Mir ist nach Verkriechen an manchen Tagen, danach, meinen Kopf in den Waldboden zu graben, Erde zu riechen, meine Finger über Moos streichen zu lassen, meinen Körper darauf zu legen. Liegen zu bleiben. Lange. So sehr ich mich nach Ruhe sehne, im Sehnen wird das Verlangen danach übermächtig. Im Sehnen finde ich sie nicht, die Ruhe. Sie scheint so weit weg, sie...
17. Juli 2019
Als ich vor ein paar Jahren mal aus meinem Lebensplan geworfen wurde, befand ich mich ziemlich überraschend auf Jobsuche. Ich hatte gerade ein paar Jahre auf der Universität hinter mir und hatte dort mein (Zer-)Denken perfektioniert. Als Geisteswissenschaftlerin hatte ich nicht den Eindruck, dass ich für irgendeinen Markt ausgebildet worden war. Die Zeit danach war dann umso anspruchsvoller, denn ich sah mich – scheinbar plötzlich – mit der Realität „des Systems“ konfrontiert. Beim...
29. Juni 2019
Vor einigen Jahren schlug ich ziemlich verzweifelt ein Buch* auf, dessen erstes Kapitel den Namen trägt „Du bist nicht dein Verstand“. Für mich war das eine revolutionäre Ansicht, ein bisschen provokant und unerhört. Beim Lesen haben sich meine Augenbrauen damals eng und ungläubig zusammengezogen: Hä? Ich habe immer schon sehr viel gedacht. Mittlerweile sehe ich, dass mein Verstand oft gänzlich von mir Besitz ergriffen hat. Heute mache ich – meistens – bewusst von ihm Gebrauch,...
29. Mai 2019
Perfektionismus könnte man auch die Angst vor dem Fehler nennen. Mich hat er oft zurückgehalten. Ich gebe dir ein Beispiel: Musik hat mich früh wie magisch angezogen ❤ Die Legende besagt, ich habe mir sehr jung ein Keyboard gewünscht – und auch bekommen. Mit 14 hatte ich ein Notizheft, in das ich eigene Songtexte schrieb. „One day I will be a star / just a singer on a stage / with a guitar an d bright eyes“, steht da. Da steht auch: „All the good songs have been sung / am I here...
16. Mai 2019
Heute kann ich euch schreiben. Heute habe ich Vertrauen. Es gibt Tage, an denen die Angst von mir Besitz ergreift. Ich beobachte sie, und manches Mal bleibt sie – lange. Ich lenke mich nicht ab. Ich werde ungeduldig. Erst, wenn ich sie als Teil von mir akzeptiere, geht sie. So ist das jedes Mal. Sie ist schon okay, sie begleitet den Weg in unbekanntes Land. Manches Mal gibt es Momente, in denen ich Angst spüre, die nicht in meinen kleinen Körper passt. Das kann nicht nur meine Angst sein,...